Klassische Point-and-Click Adventure waren Mitte der 1990er Jahre hoch im Kurs und wurden heute von Action und Casual Games fast vollständig verdrängt. Sie fristen jetzt eher ein Nischendasein. Es ist schwer kurzweilige Adventures zu finden – vor allem für Mobilgeräte.
Das finde ich schade. Für moderne Hardware sind Adventure keine Herausforderung mehr. Das sah zu Beginn der PC-Ära noch anders aus. Heutige Mobilgeräte bieten, dank ihrer Performance und einer einfachen Touch-Bedienung, viel Raum für Spieltiefe und liebevolle “Videospielgeschichten”.
Ich erinnere mich noch genau, als wäre es gestern passiert, als mein Vater 1993 meinen alten Herkules Monochrom Monitor gegen einen VGA Monitor getauscht hatte. Als junger Teenager bin ich damals jubelnd an die Decke gesprungen. Der erste Gedanke, der mich aber sofort beschäftigte, war: “Wie kriege ich nun DOTT, Day of the Tentacle, auf die damals 20 Megabyte große Festplatte.” Die Frage hat mich wirklich gequält, denn die Disk-Version hatte nach der Installation satte 18 MB verschlungen. Es wäre also nicht einmal Platz für das DOS Betriebssystem übrig…
Die Entscheidung diese Herausforderung zu meistern, sollte mich bis heute prägen und meine beruflichen Werdegang bestimmen. In diesem Augenblick begann ich mich für die Informatik zu interessieren.
Adventures haben in mir immer wieder Begeisterung ausgelöst und es brannte ein Feuer in mir, das ich erst Jahrzehnte später zu löschen vermochte. Ich liebe es Spiele nach meinem Tempo zu spielen, in Situationen, die ich bestimmen möchte. Auf der Couch, am Bahnhof oder auf der Terrasse bei Mondschein in einer warmen Sommernacht. Als Entwickler interessiert mich aber auch der technische Hintergrund.
Also habe ich die letzten Jahre den stetig wachsenden Mobilgeräte-Markt beobachtet und 2009 beschlossen mir das iPhone und Objective-C genauer anzuschauen. Im Hinterkopf waberte stetig der Wunsch ein eigenes Adventure zu bauen. “Also warum nicht Nützliches mit dem Praktischen verbinden?”, dachte ich mir, “Lass ein Point and Click Adventure bauen – Das kann ja nicht so schwer sein…” Dies war eine sehr naive Denkweise. Aber in den vergangenen 8 Jahren habe ich ganz langsam, in meinem ganz eigenen Tempo, das Point and Click Adventure “Argh! Earthlings!” fertiggestellt.
Es handelt von David, einem jungen Hobby-Astronomen, der mit seiner selbst gebauten Modellrakete eines Tages eine fliegende Untertasse vom Himmel holt. Unglücklicherweise verliert er dabei das Bewusstsein. Wieder bei Sinnen beginnt er seine ganz eigenwillige Aufklärungsmission.
Die eigens für das Spiel entwickelte Adventure Engine erlaubt es stellenweise Aufgaben auf unterschiedliche Weise zu lösen. Dabei steuert man David durch 50 Szenen, sammelt knapp 40 Objekte ein und interagiert mit etwa 20 anderen Charakteren. Die Optik ist klar und witzig gehalten und lädt mit humorvollen, variierenden Texten zum Experimentieren ein.
Was mir besonders am Herzen lag, war die Spielzeit. Das Spiel sollte bei üblicher Geschwindigkeit etwas über eine Stunde dauern. Dafür hab ich die Geschichte mehrfach überarbeitet und rund geschliffen. Es kann natürlich nicht mit Größen wie Monkey Island, Indiana Jones, Simon the Sorcerer, DOTT oder gar modernen Spielen, wie “Edna bricht aus” oder Deponia mithalten, aber ich möchte mit “Argh! Earthlings!” meine 2 Cent beitragen, dieses wunderbare Genre am Leben zu halten.
Ich hoffe den Point and Click Adventure Fans unter Euch gefällt es.
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Der Artikel wurde am 29.11.2017 auf videospielgeschichten.de veröffentlicht.